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Meridian 2017-5 mit dem Schwerpunkt: “weiblich – männlich – unwesentlich?”



Holger A. L. Faß

Chefredakteur Holger A. L. Faß


auf Facebook sehe ich das Foto und Video des kleinen Alex, ca. fünf Jahre alt. Der Junge lacht über sein ganzes Gesicht und tanzt vor Freude und Stolz. Er präsentiert glücklich sein neues, bodenlanges Kleid. Die Mutter fügt an: "Heute waren wir für meine Tochter und mich Kleider ... kaufen. Alex war verärgert und verstand nicht, warum er nicht auch ein schönes Kleid bekommen konnte. Also haben wir ihm auch ein Kleid gekauft. Hör auf, deinen Kindern zu sagen, dass sie Sachen nicht haben dürfen, nur weil du es nicht willst. Alex hat keine Ahnung, was Geschlechterrollen sind; er wollte nur ein schönes Kleid und bekam es auch." Der Beitrag wurde weit über 35.000-mal kommentiert (tinyurl.com/Alex-Kleid) und ich begehe den Fehler, mir einige Kommentare durchzulesen: Dem Bub wird vorgeworfen, eine "Schwuchtel" oder psychisch krank zu sein, und einige Kommentatoren regen an, ihn zu therapieren, andere, ihn umzubringen. Der Mutter, die auch als "Schlampe" oder "Rabenmutter" verunglimpft wird, unterstellt man, sie würde ihren Sohn "verschwulen" und öffentlich demütigen, und droht ihr mit Anzeigen wegen Kindesmissbrauch. Was sie getan habe, sei mal gegen die göttliche Ordnung, dann wieder gegen die guten Sitten; in jedem Fall gegen die gesunde Entwicklung des Jungen. Andere Eltern empfehlen: Wenn der eigene Sohn so einen Wunsch äußerte, würde man ihm solchen Unsinn mit Prügel austreiben.

Szenenwechsel: Einer Tradition nach können in Albanien Frauen zu Männern werden: die Burrnesha, die "eingeschworenen Jungfrauen". Sie verzichten auf sexuelle Beziehungen und leben dafür wie ein Kerl, mit allen Rechten, die der Mann gegenüber der Frau in der archaischen Stammesstruktur inne hat. Sie tragen Männerkleidung mit Waffen und tun Dinge, die Frauen verwehrt werden. Auch ihre Mitmenschen sehen sie als Mann an und behandeln sie entsprechend. In diesem kurzen YouTube-Doku-Video kann man nicht erkennen, dass die Männer einst Frauen waren. Wer meint, an Habitus, Gesten, Stimme oder Aussehen einen Mann von einer Frau unterscheiden zu können, wird aus dem Staunen nicht herauskommen: youtu.be/4G47jIVoXWM

Was weiblich und männlich ist, hat offenbar viel mit unseren Vorstellungen zu tun. Ein Horoskop hingegen nicht: das ist in seiner Form festgelegt. Da Geschlechtlichkeit eine so wichtige Rolle in der Gesellschaft spielt, lohnt sich der astrologische Blick darauf. Wie unterscheidet sich unser Umgang mit einer Radix, je nachdem, ob es sich um das Geburtsbild einer Frau oder eines Mannes handelt? Oder behandeln wir Horoskope immer gleich? In der vorliegenden Ausgabe erklärt Barry Perlman, ein Aktivist der amerikanischen Queer-Astrologie-Szene, warum es sich lohnt, festgefahrene Weltbilder zu hinterfragen. Martin Sebastian Moritz bebildert dies eindrücklich an zwei Horoskopen von Menschen, deren Geschlecht nicht festgelegt zu sein scheint. Stefan Hofbauer thematisiert die Gefahr der Vorurteile, die durch Rollenklischees entstehen. Während Reinhard Müller und Peter Schlapp klare Deutungsunterscheidungen für männliche und weibliche Energien im Horoskop vorschlagen, plädieren Christopher Weidner und Petra Niehaus für eine flexible Handhabung. Und Erin Sullivan gesteht: "Es ist kompliziert!"

Tatsächlich habe ich bei der Vorbereitung auf dieses Meridian-Schwerpunktthema den Eindruck gewonnen, dass es noch Diskussionsbedarf gibt, wie wir Rollenverständnis und astrologische Lehre sinnvoll kombinieren. Wenn das vorliegende Heft zu mehr Verständnis beiträgt, freut mich das.

Herzlich,
Holger A. L. Faß

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