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wenn Sie Ihre Astrologiebibliothek durchschauen: Welche Bücher sind besonders abgegriffen, weil Sie immer wieder darin stöbern? Durch welche Autor:innen wurde Ihre Sicht auf das Horoskop geprägt? Welche Deutungstechniken haben den größten Eindruck bei Ihnen hinterlassen? Wenn ich versuche, diese Fragen zu beantworten, tauchen viele Namen auf – einer ist gewiss dabei: Michael Roscher (1960 – 2005).
1986, gerade mal 26 Jahre alt, gründete er seine eigene Astrologieschule: die Transpersonale Astrologie, kurz TPA. Die TPA unterschied sich von Anfang an in einigen Punkten und Sichtweisen von den astrologischen Richtungen, mit denen Roscher vorher selbst in Kontakt gekommen war. Diese Besonderheiten, aber auch bestimmte astro-philosophische Überlegungen Roschers und auch seine Person möchten wir Ihnen in dieser Meridian-Ausgabe näherbringen. Das 35-jährige Gründungsjubiläum der TPA nehmen wir dafür zum Anlass. Weggefährten und Schüler Roschers wie Christopher Weidner und Werner Völkel kommen auf den nächsten Seiten zu Wort. Dabei wird deutlich, dass wir mit der TPA nicht nur in die Vergangenheit zurückschauen, sondern dass Michael Roschers Ideen bis in die Gegenwart hineinreichen und auch von denjenigen, die von ihm inspiriert wurden, weiterentwickelt wurden und werden.
Schulenstreits oder man könnte fast sagen: Schulenkriege, wie es sie in den 1980er-Jahren gab, sind heute zum Glück weitgehend passé. Heute erlauben sich immer mehr Astrologiepraktizierende, die Rosinen aus verschiedenen astrologischen Modellen herauszupicken. Statt sich gegenseitig Kompetenz abzusprechen und Energie in persönliche Fehden zu stecken, wie das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der deutschsprachigen Astroszene leider zu beobachten war, wertschätzen wir heute die Vielseitigkeit und erkennen, dass Methoden sich ergänzen können. Wir lernen voneinander, statt einander kleinzureden. Das bringt Erkenntnis für alle. Gerade in Zeiten der Spaltung, in der die Gesellschaft immer mehr in sich gegenseitig niederschreiende Gruppierungen zerfällt, erscheint es mir wichtig, dass Astrolog:innen mit gutem Vorbild vorangehen und das Gemeinsame betonen. Wir haben doch alle etwas gemeinsam: den Tierkreis und die Planeten.
Gemeinsamkeit und Vielfalt; beides geht Hand in Hand. Nirgendwo ist mir das so deutlich geworden wie in der Astrologie. Aus den gleichen Bausteinen, aus denen all unsere Horoskope erstellt wurden, ergeben sich lauter individuelle Mischungen. Vergleichen wir die Planeten und Tierkreiszeichen mit LEGO®steinen, so liegen uns bereits 19 verschiedene LEGO®steine vor, wenn wir neben dem Tierkreis nur die sieben alten Planeten von Sonne bis Saturn gelten lassen. In „Das LEGO® Buch“ von Daniel Lipkowitz rechnet der Autor vor: „Zwei 8-Knopf-Steine können auf 24 Arten kombiniert werden. Drei 8-Knopf-Steine können auf 1060 Arten kombiniert werden. Sechs 8-Knopf-Steine können auf 102 981 500 Arten kombiniert werden. Mit acht Steinen sind die Möglichkeiten praktisch endlos.“ Übertragen Sie das mal auf die Varianzmöglichkeiten, die sich bei einer Radix ergeben. Gerade diese kosmische Gestaltungsvielfalt scheint mir eine Erlaubnis oder Aufforderung zu sein, sich auf unterschiedlichen Wegen einem Horoskop zu nähern. Und dafür ist es gut, verschiedene Schulen und Systeme der Astrologie zu kennen. Vielleicht inspiriert Sie die vorliegende Meridian-Ausgabe, auch noch mal einen neuen Blickwinkel einzunehmen. Dabei wünsche ich viel Vergnügen und Erkenntnisgewinn!
Herzlich,
Holger A. L. Faß