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“Würde ist der Ausdruck einer erhabenen Gesinnung." – So schreibt es Friedrich Schiller 1793. Dabei verbindet Schiller den Begriff der Würde mit dem der menschlichen Freiheit. Der Mensch sei frei darin, seine Triebe zu bändigen und dadurch Würde zu erlangen. Kombiniert werden solle Würde mit Anmut. Dabei hat Anmut mehr mit Sittlichkeit zu tun denn mit Schönheit, denn "nicht alles Schöne ist anmutig". Im vollendeten Menschen verbinden sich nach Schiller Anmut und Würde. Der Dichter weist in seiner gleichnamigen Schrift aber auch direkt darauf hin, dass er dabei ein Idealbild des Menschen beschreibt und nicht Otto Normalverbraucher oder Eva Mustermann; ja nicht einmal solche Mitmenschen, die sich redlich bemühen. Anmut und Würde bleiben ein anzustrebendes, aber unerreichbares Ziel. Aus astrologischer Sicht ließe sich fragend hinzufügen: vielleicht auch, weil jeder Mensch im Rahmen eines vorgegebenen Horoskops agieren muss, das eben nicht nur zu Anmut und Würde ermuntert?
In der astrologischen Deutung wird der Begriff der Würde meist mit Stärke assoziiert. Er gleicht weniger einem philosophischen Begriff als vielmehr einem Hinweis auf die Bedeutung, die einem bestimmten Planeten zukommt. So wie man beispielsweise einer Königin Würde zuteil kommen lässt. Würde entspricht dann einem Achtung gebietenden Wert eines Menschen. Ein Planet, der in seinen Würden steht, wird mehr Kraft, Einfluss und Bedeutung zugesprochen als solch einem, der würde(n)los bleibt.
In der vorliegenden Meridian-Ausgabe beleuchten Autorinnen und Autoren die Würde der Planeten aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Neben praktischen Anwendungsbeispielen u.a. von Erik van Slooten im Bereich der Stundenastrologie, von Paul Rentsch bei der Potenzialanalyse oder von Anne C. Schneider bei der Erstellung von Elektionen wird von Ernst Ott und Peter Schlapp auch die Frage aufgeworfen, ob die Arbeit mit den Würden an sich oder mit den damit einhergehenden Begrifflichkeiten noch zeitgemäß ist. Sie als Leser/in können Ihr eigenes Urteil fällen – wenn möglich bitte mit Anmut und Würde. Heike Hellenthal und Andreas Bleeck gehen andere Wege. Sie zeigen, wie man über die Würdenlehre hinaus das System der Stärkenverteilung für neue Erkenntnisse nutzen kann.
Denkt man bei dem Begriff Würde auch an Würdigung, so ist schnell die gedankliche Brücke zu einer Auszeichnung geschaffen, über die sich das gesamte Meridian-Team sehr freut: Martin Garms und Markus Jehle wurden Ende September vom Deutschen Astrologenverband mit dem Golden Jupiter für herausragende, astrologische Leistungen geehrt. Diesen Preis erhielten sie für ihr jahrzehntelanges Engagement für den Meridian. 1990 sollte die Fachzeitschrift, die seinerzeit vom Bauer-Verlag herausgegeben wurde, eingestellt werden. Jehle und Garms kämpften darum, die Zeitschrift weiterführen zu können und modernisierten sie in den Folgejahren. Martin Garms ist heute alleiniger Herausgeber, Markus Jehle hat sich vor zwei Jahren aus dem Meridian zurück gezogen. Auch Reinhardt Stiehle, Gründer des Chiron-Verlages und von astronova Versand hat den Goldenen Jupiter 2018 erhalten. Seinem verlegerischen Engagement ist es zu verdanken, dass wir immer wieder hochwertige Fachliteratur auf den Studientisch bekommen. Ich schließe mich den Juroren und Gratulanten an und freue mich, dass dieser Ehrenpreis in die Hände von drei Menschen gekommen ist, die sich um die Astrologie verdient gemacht haben. Herzlichen Glückwunsch!
Herzlich,
Holger A. L. Faß