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Astrologie handelt vom Schicksal, und zwar sowohl dem persönlichen als auch dem kollektiven, dem gestaltbaren wie auch dem unveränderlichen. Manchen Menschen fällt es schwer, zu akzeptieren, dass ihr Leben nicht nur von ihnen selbst, sondern auch von Faktoren bestimmt wird, die sie weder beeinflussen noch ändern können. Sie wähnen sich als Macher und Gestalter ihres Daseins, und sollte ihr Leben nicht den gewünschten Verlauf nehmen, dann sehen sie dies als persönliches Versagen und suchen die Schuld daran vorwiegend bei sich. Anderen wiederum ist der Schicksalsgedanke eine willkommene Ausrede, um sich aus der Verantwortung gegenüber dem Leben zu stehlen. Sie nehmen alles, wie es kommt, weil sie glauben, es sei ihnen so bestimmt und sie hätten darauf keinen Einfluss. Ihr Nicht-‑Handeln bzw. ihre Selektionsschwäche rechtfertigen sie damit, dass das, was ihnen widerfährt, eben karmisch bedingt sei.
Die meisten Menschen jedoch bewegen sich mit ihrer persönlichen Lebenseinstellung irgendwo zwischen diesen beiden genannten Extremen. Sie nehmen einerseits ihr Leben selbst in die Hand, treffen eigenverantwortliche Entscheidungen und, sofern sie von größeren Schicksalsschlägen ereilt werden, üben sie sich in der Kunst, diese in Demut anzunehmen und darüber nicht ihren Lebensmut zu verlieren.
Doch inwieweit sind wir wirklich die Gestalter unseres Daseins und wo walten höhere Mächte? Die Antwort auf diese Frage ist alles andere als einfach, obwohl die Suche danach wohl schon etliche Jahrtausende währt.
Bei der Auswahl des Themenschwerpunktes für diese Ausgabe hat mich vor allem die Frage interessiert, welche Hilfestellung die Astrologie geben kann, wenn es gilt, gestaltbares Schicksal vom unabwendbaren zu unterscheiden. Wo steht das Schicksal bzw. Karma im Horoskop? Wie zeigt es sich? Wodurch verändert es sich? Gibt es Bereiche, die frei von Karma sind? Ist in manchen Horoskopen mehr Schicksal enthalten als in anderen? Sind etwa alle Horoskopthemen karmisch bedingt? Welche Konstellationen sind hilfreich, um Schicksal zu überwinden? Und wo steht im Horoskop, ob jemand an Karma glaubt oder nicht?
Zu viele Fragen für ein Heft, aber genug, um ein Astrologenleben zu füllen. Meine persönliche Zwischenbilanz lautet derzeit, dass ich in jungen Jahren den freien Willen überschätzt und die Macht des Schicksals unterschätzt habe. Jetzt, kurz nach der Chiron-‑Wiederkehr, versuche ich sowohl gegenüber meinem selbst gewählten als auch meinem auferlegten Schicksal so viel persönliche Freiheit wie möglich zu bewahren. Gegenwärtig liegen beide Pole annähernd gleichauf. Mal sehen, wer am Ende gewinnt.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.