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für den astrologischen Laien ist es oftmals schwer verständlich, warum zwei Menschen, die dasselbe Sternzeichen haben, dennoch so unterschiedlich sein können. Für gewöhnlich entkräften Astrologiekundige diesen Einwand mit dem Hinweis, dass jeder Mensch mehr sei als nur sein Sternzeichen, und verweisen auf den Aszendenten, das Mondzeichen und die Bedeutung der anderen Planeten im Horoskop. Das ist natürlich zweifellos richtig, aber dennoch stellt sich die Frage, inwieweit beispielsweise die Unterschiede zwischen einem »frühen« Widder, der Ende März geboren ist, und einem »späten« Widder, der Mitte April das Licht der Welt erblickte, nicht auch noch mit etwas anderem zusammenhängen können als den Sonne-Aspekten oder verschiedenen Aszendenten und Mondzeichen. Ergo: Können einzelne Tierkreisgrade eine jeweils ganz spezifische Bedeutung haben? Genau darum geht es im Themenschwerpunkt dieser Ausgabe.
Das Bemühen, einzelnen Tierkreisgraden eine besondere Bedeutung zuzuschreiben, reicht vermutlich bis zu den Anfängen der Astrologie zurück. Bereits vor 2.000 Jahren erwähnt der römische Astrologe Manilius in seinem Werk »Astronomica« eine Zwölfteilung jedes Tierkreiszeichens, die »Dode- katemorien«. Einzelne Graddeutungen, sogenannte »Monomorien«, sind von Johannes Angelus gegen Ende des 15. Jahrhunderts überliefert. Doch die meisten Zuschreibungen sind erst in der Neuzeit entstanden, etwa die eher intuitiven Zuordnungen von Charubel und Sepharial aus dem 19. Jahrhundert sowie die »Sabischen Symbole« von Elsie Wheeler und Marc Edmund Jones aus den 20er-Jahren, die »Gruppenschicksalspunkte« von Wolfgang Döbereiner oder die »Kritischen Grade« von Michael Roscher aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Was es mit diesen Methoden auf sich hat und wie und wo sie zur Anwendung kommen, davon handeln die Beiträge unserer Autoren. So können Sie sich selbst ein Bild davon machen, was von den Graddeutungen zu halten ist. Sollten Sie an der »Gradastrologie« grundsätzlich Gefallen finden, dann steht Ihnen ein weites Feld zusätzlicher Deutungsmöglichkeiten offen. Viele Graddeutungen sind allerdings nicht selbsterklärend. Gerade die intuitiv und medial gewonnenen Aussagen sind alles andere als leicht zu entschlüsseln. Hier sind Phantasie und freies Assoziieren gefordert oder schlichtweg ein übermächtiger Deutungswille getreu dem Motto: Es gibt keine leeren Stellen im Horoskop, sie existieren allenfalls im Kopf des Deuters.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.