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Gestatten Sie mir zu Beginn der Lektüre zum Themenschwerpunkt dieser Ausgabe den folgenden warnenden Hinweis: Die Beschäftigung mit Familienastrologie verändert den Blick auf das eigene Horoskop.
Für psychologisch orientierte Astrologinnen und Astrologen steht ohnehin schon lange fest, dass wir nicht nur Einer, sondern Viele sind, tummeln sich im Horoskop doch lauter »Subpersönlichkeiten«, symbolisch abgebildet durch die Planeten, die jeweils für bestimmte Facetten unseres Wesens stehen. So verkörpert u. a. die Venus das Bild der »inneren Geliebten«, Mars steht für den
»inneren Krieger« und Jupiter für den »Wohltäter« in uns.
Doch damit nicht genug, die Familienastrologie fügt diesen »inneren Personen« ganz reale Menschen aus unserer Herkunftsfamilie hinzu. So erfahren Sie im Beitrag von Dieter Gollong unter anderem, dass im 10. Haus nicht nur die Schwiegermutter, sondern auch die Urgroßmutter mütterlicherseits sowie die Cousinen und Cousins mütterlicherseits zu finden sind. Diese Liste lässt sich auch für die restlichen Häuser in analoger Weise fortsetzen. Wundern Sie sich daher nicht, wenn sich durch die Familienastrologie Ihr Horoskop zunehmend mit Menschen füllt, auch solchen, die Sie womöglich gar nicht persönlich kennenlernen konnten, das sie bereits vor Ihrer Geburt verstorben waren.
Es ist durchaus denkbar, dass Ihnen nach dem Vollzug aller familienastrologischen Zuordnungen in Ihrem Horoskop kein Planet verbleibt, den Sie noch Ihr »Eigen« nennen können. Was wäre daraus zu folgern? Sind wir dank unserer Vorfahren zwar Viele, jedoch zugleich ein Niemand?
Bestimmt das Familienschicksal weitgehend unser Leben? Sind wir lediglich das Personal, das damit beauftragt ist, Familien- und Ahnenaufträge auszuführen?
Wahrscheinlich regt sich spätestens bei diesen – zugegebenermaßen etwas zugespitzten – Fragen Ihr innerer Widerstand. Möchten Sie Ihr Horoskop leichtfertig dafür hergeben, um Ihrer Schwiegermutter oder Urgroßmutter auf die Schliche zu kommen? Oder wäre es nicht besser, die Toten ruhen zu lassen und die Dramen der Sippe und sonstigen Verwandtschaft ganz entspannt aus wohltuender Distanz zu betrachten?
Überlassen Sie Ihr Horoskop nicht leichtfertig Ihren Angehörigen, Sie haben nur dieses eine. Und sollten Sie an sich Eigenschaften entdecken, für die zum Beispiel bereits Ihre Großmutter berühmt oder berüchtigt war, dann sagen Sie einfach leise »Danke, Oma« und lassen es dabei bewenden. Sonst könnten sich die zweifelsohne segensreichen Wirkungen der Familienastrologie schnell als Fluch erweisen.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.